Sehen Sie hier das Gespräch mit Markus Reisner in voller Länge.25.07.2024 | 26:02 min
Die von Russland angegriffene Ukraine steht im Osten des Landes weiterhin unter Druck und muss im umkämpften Donbass Gebietsverluste hinnehmen. In mehreren Regionen rücken russische Streitkräfte vor.
Im Gespräch mit ZDFheute live ordnet Militärexperte Oberst Markus Reisner von der Militärakademie in Wien die aktuelle Lage an der Front ein.
Sehen Sie das Interview mit Markus Reisner oben im Video in voller Länge und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Reisner zu …
… der aktuellen Lage in Charkiw
Seit mehreren Monaten nimmt Russland die Großstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine unter Beschuss. Auf taktischer Ebene gelinge der Ukraine hier eine "erfolgreiche Abwehroperation", glaubt Reisner. Sie habe es geschafft, den russischen Streitkräften - die versucht hätten, mit etwa 50.000 bis 60.000 Mann anzugreifen - "einen Riegel vorzuschieben und diese an einem weiteren Vormarsch zu hindern".
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Charkiw steht seit Monaten unter Beschuss.
Quelle: ZDF
Allerdings, das betont der Militärexperte, müsse man über diese taktische Situation die operative Ebene "darüberstülpen". Nach Einschätzung von Reisner hängt der russische Vorstoß bei Charkiw mit der Situation im Donbass zusammen.
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Mit dem Vorstoßen in Charkiw habe Russland die Ukraine dazu gezwungen, "kostbare Reserven, die man im Donbass gebraucht hätte, in den Norden bei Charkiw zu verlegen, um sie dort einzusetzen". Deshalb erkenne man nun auf operativer Ebene ein Vorstoßen der russischen Truppen im Donbass.
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Die russischen Truppen in Charkiw seien nicht ausreichend, um in die Stadt vorzustoßen, erklärt Reisner, bilanziert aber:
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… der Lage in anderen Frontabschnitten
Südlich von Charkiw konzentrieren sich die russischen Streitkräfte nach Angaben von Reisner auf drei Räume: Siwersk, Tschassiw Jar und Otscheretyne. Hier sei das Ziel der Russen, die ukrainischen Truppen einzukesseln. Das gelinge zwar nur zum Teil, allerdings würden die russischen Streitkräfte "Quadratkilometer für Quadratkilometer" einnehmen.
Russische Truppen konzentrieren sich aktuell auf die Gebiete um Siwersk, Tschassiw Jar und Otscheretyne.
Quelle: ZDF
Bei Otscheretyne sei Russland zum Teil ein Durchbruch gelungen. Dort sei in der Nähe eine Ortschaft eingenommen worden. "Hier kam es zu einer Situation, wo zwei ukrainische Verbände kurz vor der Einkesselung standen." Diese hätten sich zwar "in letzter Sekunde noch absetzen" können, sagt Reisner, betont aber:
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Die schwierige Lage setzt sich nach Einschätzung von Reisner südlich von Tschassiw Jar bei Marinka und Wuhledar fort.
Auch südlich von Tschassiw Jar ist die Lage angespannt.
Quelle: ZDF
Während die Lage bei Marinka "sehr prekär" sei, sei den Russen bei Wuhledar ein Vorstoß in Richtung einer wichtigen Versorgungsstraße gelungen. Dazu erklärt der Militärexperte:
Pokrowsk sei schließlich das nächste operative Ziel der Russen.
… dem Kriegsverlauf insgesamt
Insgesamt, so Reisner, sehe man in der Ukraine "die typischen Merkmale eines Abnutzungskrieges". Russland versuche zum einen an verschiedenen Stellen der Front die Ukraine zu binden und zum anderen zu sondieren, ob es mögliche Durchbruchstellen gibt.
Die russischen Truppen hätten über die vergangenen Monate ihre Taktik angepasst und "das Momentum tatsächlich zurückgewonnen".
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Wie lange Russland diesen Zustand aufrechterhalten kann, hängt nach Einschätzung von Reisner "ganz klar ab von den Abwehrmaßnahmen der ukrainischen Seite" und der Unterstützung des Westens ab. Zwar sehe man, dass die Ukraine qualitativ hochwertige Waffensysteme des Westens einsetze, allerdings sehe man keine "messbaren Erfolge".
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Analysten, erklärt der Militärexperte, seien der Meinung, dass "die Russen auf diesem Niveau, auf dem sie jetzt kämpfen, mindestens zwei, drei Jahre durchhalten können".
Das Interview mit Militärexperte Oberst Markus Reisner führte ZDFheute live Moderatorin Alica Jung. Zusammengefasst hat es Clara Eberle.
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